Gab es den Stern von Bethlehem wirklich? „Daran beißt sich die Forschung bis heute die Zähne aus“, so Kaplan Elbert. Es gebe viele Versuche, den Stern von Bethlehem mit natürlichen Himmelserscheinungen zu erklären. War es ein Komet? Handelte es sich um eine bestimmte Konstellation von zwei hellen Planeten am Himmel? Oder war es eine Supernova, also ein explodierender Stern? Alle astronomischen Berechnungen könnten allerdings keine dieser Himmelsphänomene erklären, die mit dem Stern von Bethlehem in Verbindung gebracht werden könnten.
Was also hat der Evangelist mit dem Stern gemeint?
Die Symbolik des Sterns war zur damaligen Zeit bekannt. Der Stern galt als göttliches Motiv. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele auf antiken Darstellungen. Alexander der Große hat als erster weltlicher Herrscher diese Sternsymbolik übernommen. Er hat sich mit einem Stern über dem Kopf abbilden lassen. Es folgten nach ihm viele weitere wie z.B. Julius Caesar mit Selbstdarstellungen auf römischen Münzen. Die dahinterliegende Absicht war klar: Man setzte sich selber gottgleich.
Wenn nun Matthäus dieses offensichtlich feste ikonographische Gefüge seiner Zeit in den Zusammenhang mit dem neu geborenen König der Juden stellt, dann versteht man, was der Evangelist vermitteln möchte: Nicht Augustus, nicht Caesar, nicht Herodes, sondern dieses Kind ist der wahre göttliche Herrscher, der eine neue Zeit heraufführt.
„Die Frage nach der astronomischen Wirklichkeit des Weihnachtssterns
verblasst hinter dem gedanklichen Inhalt seiner Symbolik fast zur Bedeutungslosigkeit.
Die Mühen, einen realen Stern von Bethlehem ausfindig zu machen,
sind Denkspiele ohne Aussicht auf Erfolg.
Der Stern ist dennoch unbesieglich: obwohl er wahrscheinlich niemals am Himmel stand,
leuchtet er bis heute in den Köpfen und Herzen von Millionen Menschen.“
Prof. Dr. rer. nat. Dieter B. Herrmann (Leiter des Großplanetariums Berlin)
Wer waren die Heiligen Drei Könige?
Im Matthäus-Evangelium ist eindeutig von „Magiern“ die Rede. In jedem Fall handelte es sich um keine Könige, diese Deutung ist erst eine spätere Zutat. Auch die Namen Caspar, Melchior und Balthasar wurden erst später hinzugedichtet. In der Bibel ist davon nichts zu finden.
Nahezu alle Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass es sich bei den drei Magiern um Gelehrte, Priester und Astrologen aus Persien gehandelt haben könnte. Sie deuteten die Gestirne und den Lauf der Planeten. Aber auch mit diesen Magiern verfolgt der Evangelist Matthäus eine ganz bestimmte Erzählabsicht: Die Magier sind Fremde. Es sind Heiden. Und ausgerechnet diese kommen zum Jesuskind und knien sich vor ihm nieder, während die Schriftgelehrten, die religiösen Insider und Spezialisten, dies nicht tun. Sie begreifen nicht. Die religiös Unkonventionellen aber brechen auf.
Matthäus wirbt also in seiner Gemeinde um Offenheit für Fremde. Auch Menschen, die keine Juden sind, haben das Recht, in die christliche Gemeinde aufgenommen zu werden. Schließlich hat auch der, der da in der Krippe lag, später die Außenseiter, die Andersartigen selbstverständlich miteinbezogen. Wäre das nicht ein Impuls, von dem auch die Kirche heute eine Menge lernen könnte?
Es war ein bemerkenswerter Vortrag, angereichert mit Video- und Bildmaterial, für den sich am Ende die ca. 50 Zuhörerinnen und Zuhörer mit kräftigem Applaus bedankten.