„Genießen Sie die abendliche Atmosphäre, lehnen Sie sich zurück und lauschen Sie“ – mit diesen Worten stimmte Carola Wedlich die Besucherinnen und Besucher auf das „bemerkenswert“ am 17. November in Bastheim ein.
Nach den Klängen des Chores mit Sängerinnen und Sängern aus Reyersbach und Bastheim unter der Leitung von Norbert Schlereth referierte Ortschronist Hermann Leicht über die Herkunft und Bedeutung der Namen „Besengau“ und „Bastheim“ sowie über die Kirche St. Sebastian. Das heutige Gebäude hatte bereits drei Vorgängerkirchen. Es wurde vor ca. 150 Jahren im neuromanischen Stil errichtet. Dass sich Hermann Leicht Zeit seines Lebens intensiv mit der Geschichte seiner Heimatgemeinde beschäftigt, war nicht zu überhören. Seine Ausführungen wurden durch Legenden und persönliche Anekdoten angereichert.
Interessant und bemerkenswert: Am Würzburger Hauptbahnhof befindet sich der DenkOrt der Deportationen. Mit Gepäckstücken aus allen jüdischen Gemeinden Würzburgs und des Umlandes wird an die Deportation von 2.069 Jüdinnen und Juden Unterfrankens zwischen November 1941 und Dezember 1944 erinnert. Jede ehemals jüdische Gemeinde stellt dafür die Skulptur eines Gepäckstücks zur Verfügung. Das identische Zwillingsstück – und damit ein kleiner DenkOrt – findet sich in der Gemeinde selbst – so auch in Bastheim. Der Koffer vor dem Kolpingheim in Bastheim, der ehemaligen Synagoge, erinnert an die einstige jüdische Gemeinde.
Als Höhepunkt des Abends darf sicherlich die Betrachtung der Kirchenfenster im Chorraum bezeichnet werden. In dem Moment, als die Kirche abgedunkelt und die eigens dafür aufgestellten Außenstrahler eingeschaltet wurde, ging ein hörbares Staunen durch die voll besetzten Bankreihen.
Schon im Mittelalter wusste man um die strahlende Farbenpracht von buntem Glas, die nicht nur gläubige oder religiöse Menschen verzaubert. Die Botschaft der Glasfenster zu entdecken, war zugegebenermaßen im Mittelalter einfacher. Bei modernen Glasfenstern sind Erklärungen hilfreich, um Bildzusammenhänge für sich entstehen lassen zu können. Diese wurden von Ilse Menninger vorgetragen.
Sie ging auf das Motiv der Martersäule des Hl. Sebastian ein, das in allen drei Fenstern vorkommt. Aber das Martyrium ist nicht das Ende. Das Licht der Hoffnung – dargestellt auf dem mittleren Fenster – strahlt in die Welt von Gut und Böse hinein. Die flatternden Gebilde im linken Fenster erinnern an die Flammen des brennenden Dornbusches, die im rechten Fenster an die Flammen des Heiligen Geistes. Hier wird der Bogen geschlagen vom Alten zum Neuen Testament. Das Farbspektrum der Fenster erinnert außerdem an die Farben des Regenbogens, Zeichen des Bundes, den Gott mit der ganzen Menschheit geschlossen hat. Dieser Gott ist den Menschen nahe, was auch immer sein wird.
Es lohnt sich sicherlich, bei hellem Tageslicht noch einmal in die Kirche zu kommen und sich dann vom Licht dieser Fenster treffen zu lassen, es aufzunehmen und in die Welt von heute hineinleuchten zu lassen. Den Abschluss der Betrachtung der Kirchenfenster bildete eine vom Chor vorgetragene Vertonung des „Vater unser“.
In einem dritten und letzten Teil fanden die vielen Frauen und Männer Erwähnung, die sich in Bastheim engagieren und in das kirchliche Leben vor Ort einbringen. Und schließlich wurde auch die Kapelle in Geckenau nicht vergessen, in der jährlich Mai- und Rosenkranzandachten stattfinden.
Und wie immer: die Gemeinschaft, das Gespräch, die Begegnung kam auch diesmal nicht zu kurz und lässt sich mit den Worten eines Besuchers sehr gut zusammenfassen: „Was wir hier erleben, ist schon erstaunlich: Die Leute wollen gar nicht mehr aus der Kirche raus!“