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Keine Geschichte der Vergangenheit, sondern Inspiration für die Zukunft

Die große Bannerfahne neben dem Haupteingang der Stadtpfarrkirche St. Kilian deutete schon darauf hin: Hier wird ein besonderes Fest gefeiert. Und so war es auch. Am Christkönigssonntag feierte die Pfarreiengemeinschaft den 180. Geburtstag ihrer Namensgeberin Mutter Franziska Streitel.

Die am 24. November 1844 in Mellrichstadt geborene Amalia Franziska Streitel gründete 1883 die Kongregation der Schwestern von der Schmerzhaften Mutter, Regulierter Dritter Orden des heiligen Franziskus von Assisi. Die Generaloberin des Ordens, Sr. Samuela Maria Rigon, ist im Frühjahr mit dem Wunsch an Pfarrer Thomas Menzel herangetreten, den Geburtstag ihrer Ordensgründerin in der Geburtsstadt zu feiern. Und natürlich richteten die Mellrichstädter dieses Fest gerne aus.

Insgesamt 23 Schwestern reisten nach Mellrichstadt an, darunter die Generaloberin Sr. Samuela Maria Rigon aus Rom, die Generalarchivarin Sr. Teresina Marra, ebenfalls aus Rom, die Mitglieder des Generalrates, S. Julie Marie Peters aus der Karibik, Sr. Maria Vinton aus den USA und Sr. Anna Maria Buchini aus Brasilien. Auch aus Wien sind Schwestern gekommen und natürlich auch aus Abenberg (Landkreis Roth), zusammen mit der Delegationsleiterin in Deutschland, Sr. Beate Nieberler. Ganz besonders freuten sich die Gastgeber über das Wiedersehen mit Sr. Eberharda und Sr. Meinrada, die im September 2021 in Mellrichstadt verabschiedet wurden. Nach 55 Jahren des Wirkens der Schwestern in Mellrichstadt, waren sie die letzten beiden, die im Schwesternhaus in der Bauerngasse gewohnt hatten.

Mit festlichen Klängen zum Christkönigslied „Gelobt seist du, Herr Jesu Christ“ begann die Heilige Messe. Organist Elias Mack, das Bläserensemble unter der Leitung von Jürgen Weyer sowie der Kirchenchor St. Kilian unter der Leitung von Dr. Wolfgang Heuring hatten sich für diesen Tag ein besonderes kirchenmusikalisches Programm ausgedacht und alle Erwartungen übertroffen. Schon zum Einzug berührte die Musik, stiftete in besonderer Weise Gemeinschaft und öffnete regelrecht das Fenster zum Himmel.

Pfarrer Thomas Menzel begrüßte zunächst alle Gottesdienstbesucherinnen und -besucher und deutete ihr Kommen als Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung der großen Tochter Mellrichstadts und natürlich den Schwestern gegenüber, die hier viele Jahrzehnte gewirkt haben. Sein besonderer Gruß galt neben den bereits genannten Schwestern dem Bürgermeister der Stadt Mellrichstadt, Herrn Michael Kraus und dem Hauptzelebranten und Ordensreferenten der Diözese Würzburg, Domvikar Paul Weismantel.

In seiner Predigt schlug Weismantel den Bogen von Mutter Franziska Streitel über Franziskus bis hin zu Jesus Christus, den wir am Christkönigssonntag nicht als den herrschenden, sondern den dienenden König feiern. Seit seinem Tod am Kreuz würden ihm Menschen folgen, die sich wie er auf den untersten Platz begeben und hineinknien, um den Menschen in ihren Verwundungen zu begegnen und sie zu bergen in den Wunden Jesu, damit sie geheilt und verwandelt werden können. Wohl niemand habe dies mehr erfahren als Maria, die Mutter Jesu. Deshalb habe sie sich und die Kongregation auch in besonderer Weise der schmerzhaften Mutter geweiht. Den verwundeten Menschen ihrer Zeit wollte Mutter Franziska Streitel die Nähe, Liebe, Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes haut- und herzensnah bringen, damit sie getröstet und zuversichtlich sein können. „Lassen wir uns an diesem Festtag von der großen Lichtgestalt Mutter Franziska Streitel beschenken und stärken, von ihrer Freude und Herzensgüte, die aber das Leid und den Schmerz nicht ausblendet, sondern einbezieht, damit wir mit ganzem, verwundeten, geheilten und getrösteten Herzen immer wieder neue Schritte wagen auf dem Weg, auf den uns der Herr gerufen hat.“ – so Paul Weismantel.

Eine ganz eigene Atmosphäre entstand während des Fürbittgebets. Ein Hauch von Internationalität und weltumspannender Kirche lag in der Luft, als verschiedene Schwestern die Fürbitten mehrsprachig vortrugen in den Sprachen der Länder, in denen der Orden präsent ist: deutsch, italienisch, englisch, portugiesisch und suaheli. Auch eine Gabenprozession wurde von den Schwestern gestaltet. Als Erstes wurde die Pflanze eines Apfelbaums zum Altar gebracht. Er steht für die Gemeinschaft der Schwestern von der schmerzhaften Mutter, die ihre Wurzeln in Mellrichstadt hat und Frucht bringt überall da, wo sie den Menschen dienen kann. Dann folgten drei Körbe als Symbol für die apostolische Tätigkeit des Ordens: ein Korb mit Verbandsmaterial als Symbol für den Dienst des Heils. Ein Korb mit Brot als Symbol für die tägliche Nahrung für die Armen. Und ein Korb mit Büchern als Symbol für den Dienst der Erziehung und Bildung. Als Drittes wurde ein Netz niedergelegt. Dankbarkeit und Freundschaft sollen die bleibenden Verknüpfungen sein, die alle Niederlassungen der Schwestern von der Schmerzhaften Mutter zum Geburtsort ihrer Gründerin pflegen. Spätestens jetzt wurde die geistliche und menschliche Dichte dieses Gottesdienstes spürbar. Die Liebe, die die Schwestern in Fürbitten und Gabenprozession hineingelegt hatten, berührte die Mitfeiernden. Dazu der erhebende Gesang des „Siehe wir kommen, kommen mit Jauchzen, unsere Gaben zu bringen“, der Weihrauchduft und das Sonnenlicht, das den Kirchenraum erhellte. Es war wirklich ein Fest.

Der erste spontane Applaus brandete auf, als Bürgermeister Michael Kraus am Ende des Gottesdienstes die Schwestern mit einem „Herzlich Willkommen“ in verschiedenen Sprachen begrüßte. Echte und herzliche Freude stand allen ins Gesicht geschrieben. „Franziska Streitel trug den Namen Mellrichstadt in die Welt hinaus. Heute ist die Welt bei uns zu Gast“ – so der Bürgermeister. Die Stadt sei stolz auf die Ordensgründerin und dankbar, dass Schwestern ihres Ordens bis ins Jahr 2021 in der Stadt gewirkt hätten. Er freue sich auch, dass dieser Gottesdienst über YouTube von der Kanzel übertragen werde, um so allen Ordensmitgliedern der Kongregation weltweit die Teilnahme an diesem feierlichen Gottesdienst zu ermöglichen. Er wünschte den Gästen viele gute Begegnungen und Gespräche und dass dieser Tag allen in guter Erinnerung bleibe.

Im Anschluss an das Grußwort des Bürgermeisters lauschten die Gottesdienstbesucher aufmerksam den Worten der Generaloberin Sr. Samuela Maria Rigon. „Liebe Freunde aus Mellrichstadt, es ist uns eine Ehre, dieses Fest mit Ihnen feiern zu dürfen“ – so die Generaloberin. Vor 180 Jahren hätte Gott begonnen, hier in Mellrichstadt mit Mutter Franziska eine Geschichte zu weben. Die Geschichte einer Frau, die ihr ganzes Leben lang mit Liebe auf die Stimme Gottes gehört und zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit suchte. Sie rief dazu auf, sich an diesem Fest nicht nur an eine Geschichte zu erinnern, die der Vergangenheit angehöre, sondern sich von den Werten inspirieren zu lassen, die das Leben von Mutter Franziska bestimmt hätten. Sie sei ein Beispiel für Hoffnung, Gottvertrauen und barmherzige Liebe. „Möge das glühende Zeugnis von Mutter Franziska bald durch die Seligsprechung anerkannt werden“. Diese Bitte der Generaloberin mündete in das „Stabat mater“, sozusagen das „Ordenslied“ der Schwestern von der Schmerzhaften Mutter. Es wurde von den Schwestern gesungen. Die klaren Frauenstimmen erfüllten in ihrer Sanftheit den Kirchenraum und setzten damit einen weiteren geistlichen Akzent in diesem Gottesdienst.

Vor dem Schlusssegen wurde allen, die an diesem Gottesdienst im Hintergrund oder aktiv teilgenommen haben, sowie dem Gemeindeteam und der Kirchenverwaltung, die die Begegnung am Nachmittag im Pfarrsaal vorbereitet und organisiert hatten, von Pfarrer Thomas Menzel ein besonderer Dank ausgesprochen.

Zum festlichen Abschluss des Gottesdienstes stimmten alle in das gesungene Bekenntnis „Großer Gott, wir loben dich“ ein. Die Spiel- und Sangesfreude konnte man hier noch einmal allen kirchenmusikalisch Beteiligten anmerken. Sie brillierten in den höchsten Tönen und entführten die Gottesdienstgemeinde in nahezu himmlische Gefilde. Überwältigt von den vielen Eindrücken dieses Gottesdienstes ließ sie sich nach dem glanzvollen Schlussakkord zu begeistertem und langanhaltendem Applaus hinreißen.

>> Der feierliche Gottesdienst auf YouTube

Nach dem Gottesdienst schloss sich in der Carl-Fritz-Stube das Mittagessen an. Die Kongregation hatte dazu die Mitglieder des Gemeindeteams und der Kirchenverwaltung sowie  die beiden Verwandten von Franziska Streitel eingeladen. Sr. Teresina, die vom Orden mit der Vorbereitung dieses Festes betraut wurde, hatte noch eine Überraschung im Gepäck. Als Dankeschön für die Gastfreundschaft und als Zeichen der Verbundenheit überreichte sie Domvikar Paul Weismantel, stellvertretend für das Bistum Würzburg, Pfarrer Thomas Menzel, stellvertretend für die Pfarreiengemeinschaft Franziska Streitel Mellrichstadt, Bürgermeister Michael Kraus für die Stadt Mellrichstadt und den Angehörigen von Franziska Streitel jeweils eine Ikone, auf der der Ruf Gottes an Franziska Streitel dargestellt ist, den sie selbst mit den Worten beschreibt: „Im Geiste sah ich zwei Berge aufsteigen… in dem einen erkannte ich den Karmel, in dem anderen Alverno… Beide Berge wölbten sich zu einem einzigen zusammen…. Der Ruf, den ich erhielt, klang so: „Das aktive Leben mit dem kontemplativen zu vereinen“.

Am Nachmittag hatte das Gemeindeteam und die Kirchenverwaltung Mellrichstadt die Öffentlichkeit zu einer Begegnung in den Pfarrsaal eingeladen. Viele sind dieser Einladung gefolgt, es mussten sogar zusätzliche Tische und Stühle aufgebaut werden.

Drei Ordensschwestern aus Wien stimmten mit einem gesungenen Franziska-Streitel-Lied auf einen kleinen inhaltlichen Teil des Nachmittags ein. Marianne Fritz stelle in Wort und Bild den Rundgang „Von Amalia zu Franziska“ vor, der im Jahr 2017 entstand und vom Bayerischen Staatsministerium und dem Europäischen Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gefördert wurde. Der Weg beginnt am Geburtshaus der Ordensgründerin am Roßmarkt und führt zu verschiedenen Stationen der Altstadt, die mit dem Leben von Franziska Streitel in Verbindung stehen. Der Weg endet am ehemaligen Schwesternhaus und an der modernen Skulptur von Franziska Streitel am Roßmarkt. Im Anschluss daran ergriff die Generaloberin nochmal das Wort und dankte für die Gastfreundschaft, die Gemeinschaft und das hervorragende Kuchenbuffet. Vor allem für die Schwestern Meinrada und Eberharda dürfte dieser Nachmittag sehr kurzweilig gewesen sein, wollten doch möglichst viele ihrer Wiedersehensfreude Ausdruck verleihen und zumindest kurz die Gelegenheit nutzen, mit den liebenswerten Schwestern eine Plausch zu halten.

Still wurde es noch einmal am Ende dieses ereignisreichen Tages, zumindest für die Schwestern. Vor ihrer Abreise zogen sie sich zu einer Andacht in die Großenbergkapelle zurück. Dieser Ort war schon für Franziska Streitel ein spiritueller Rückzugsort, und die dortige Pieta sicherlich ein prägendes Bild für den Lebens- und Glaubensweg der Ordensgründerin. Was die Schwestern in ihrem stillen Gebet wohl vor den Herrn gebracht haben? Sicherlich eine große Dankbarkeit. Dankbarkeit für das Wirken Gottes durch Mutter Franziska Streitel, Dankbarkeit für ihren eigenen Weg der Nachfolge als Schwestern der schmerzhaften Mutter, Dankbarkeit für die bleibende Verbundenheit und Freundschaft mit Mellrichstadt und die Zuversicht, dass Gott mit uns allen einen Plan hat, auch in Zukunft – wie auch immer diese aussehen mag.

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