Geschichte
Die Nordheimer Kirche steht auf dem Platz der alten Burg der Herrn von Tann, fast mitten im ehemaligen Burghof. Die gegenwärtige Kirche ist die vierte Nordheimer Kirche.
Erste Kirche: Nordheim hatte schon früh, als es noch Filiale von Mellrichstadt war, eine Kirche. Am 20. August 836 schenkte Odilhilt dem Kloster Fulda unter dem Abt Rhabanus Maurus drei Leibeigene und die Kirche mit Platz (unam ecclesiam cum loco suo) samt einer Hube (landwirtschftl. Anwesen) zu Nordheim. Diese erste Kirche stand vermutlich im Dorf, nicht an der Stelle der jetzigen Kirche.
Zweite Kirche: Die zweite Kirche in Nordheim war dem Hl. Ritter Georg und dem Hl. Sebastian geweiht. Sie wurde 1330 eine "alte Kirche" genannt. Sie stand wahrscheinlich an der selben Stelle wie die erste.
Dritte Kirche: Die dritte Kirche wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts am Platz der jetzigen Kirche im gotischen Stil erbaut. Sie war schon dem Hl. Johannes dem Täufer geweiht. Ihren Zugang vom Dorf her hatte sie von Westen in der Verlängerung des Totengässchens. Der Turm der alten Kirche steht noch. Er enthielt ehemals den Chor. Der Turm hatte ein Satteldach, seine Höhe ist nicht genau zu bestimmen. Er war von einem Blitz entzündet und zum Teil eingeäschert worden. 1565 wurde er wieder hergerichtet und dabei auf seine jetzige Höhe gebracht. Die alte Kirche stand etwas südlicher als die jetzige. Seit 1590 wird sie als zu klein bezeichnet. Im Chorraum der alten Kirche waren zahlreiche Angehörige der Familie von der Tann bestattet. Die Grabdenkmäler wurden beim Neubau der Kirche entfernt und gingen dann verloren. Die alte Sakristei (heute Marienkapelle) wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut.
Vierte (jetzige) Kirche: Seit dem Jahr 1590 trug man sich mit dem Gedanken, die alte Kirche zu renovieren und zu vergrößern oder eine neue zu bauen weil „sie zu klein für das Pfarrvolk, dunkel und an manchen Stellen baufällig und an Dach und Fenster sehr ruinös“ war. Erst nach dem 30-jährigen Krieg, im Jahr 1651, gibt der Pfarrer wieder den Anstoß zur Erweiterung der Kirche. Er berichtet: „...sie ist zu klein, die Gemeinde zu fassen, viel weniger die Filialisten noch aufzunehmen“. Der Dachboden war überdies im 30-jährigen Krieg von der Gemeinde als Getreidespeicher benützt worden und drohte einzustürzen. Im folgenden Jahr, 1652, besichtigte eine fürstbischöfliche Kommission die Kirche. Das Gutachten lautete dahin, ein Neubau sei dringend nötig, denn es sei zu fürchten, dass einmal das Gebäude plötzlich zusammenstürze. Der Fürstbischof und Landesherr ließ aber nur einige Strebepfeiler einbauen und Dach und Fenster reparieren. In den folgenden Jahren beschwerten sich die Filialisten aus Heufurt und Roth immer wieder und weigerten sich an Sonn- und Feiertagen die Kirche zu besuchen, weil sie zu eng und klein und das Betreten der Kirche sogar lebensgefährlich sei. Vier Jahrzehnte gingen nun Schreiben und Deputationen nach Würzburg. Schließlich genehmigte Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg „aus Gnaden“ 100 große Fichtenstämme aus seinem Walddistrikt „Schnabel“ im Salzforst bei Burgwallbach. Im Frühjahr begannen die Nordheimer Bürger die alte Kirche einzulegen. Der Turm blieb, da er noch fest stand, erhalten. Am 9. April 1696 segnete Pfarrer Hamm auf fürstbischöflichen Befehl den Grundstein ein. Nun begann endlich der Nordheimer Kirchenbau. Als der neue Pfarrer Stössel im Mai 1697 die Pfarrei bezog, war das Mauerwerk bis ans Dach gediehen, Ende Oktober 1697 war der Rohbau fertig und im Mai 1698 wurde der Dachstuhl aufgesetzt und gedeckt. Baumeister waren Maurermeister Valtin Bardroff und die Zimmermeister Anton Kretzer und Kaspar Bardroff. Schultheiß war Valentin Odling.
Am 14. Dezember 1698 starb der Fürstbischof Guttenberg. Sein Nachfolger, Fürstbischof Johann Philipp von Greifenklau gewährte der Gemeinde noch einige Zuschüsse für die große Schuldenlast. Domdechant Benkert, ein gebürtiger Nordheimer, schreibt in seiner Chronik: „Während des Kirchenbaues genoss die ganze Gemeinde inneren Frieden, alle Einwohner gingen frisch und freudig zur Handarbeit, und es ereignete sich, wie eine gleichzeitige Nachricht bemerkt, kein einziger Unglücksfall“. I690 wurde die Orgel von dem Orgelbauer Matthäus ObermüIler aus Meiningen für 200 Reichsteiler aufgerichtet. Die alte Orgel stand bis 1795 und befindet sich heute in der St. Sebastianskapelle.
Im Mai 1700 begann der Bildhauer Christian Lux aus Neustadt a. d. Saale mit dem Bau des Hochaltars. 1708 bis 1715 wurde er gefasst und vergoldet von dem Maler und Vergolder Risse in Nordheim. 1727 wurde die Kirche außen beworfen und angestrichen. Am 27. Aug. 1708 wurde die Kirche von Weihbischof Bernhard Mayer konsekriert und Kirche und Hochaltar dem Hl. Johannes dem Täufer geweiht.
Beschreibung
Über dem Hauptportal am giebelseitigen Eingang auf der Westseite, befindet sich in Stein gehauen das Wappen des Fürstbischofs Johann Gottfried II. von Guttenberg (1684 - 1698), unter dessen Regierungszeit die Kirche erbaut wurde und die Jahreszahl 1696.
Der Hochaltar hat 4 gewundene Säulen. Das Altarbild zeigt die Taufe Jesu durch den Kirchenpatron, Johannes den Täufer, von Kaplan Hefner (1905-1908) gemalt, an Stelle eines älteren, ebenfalls die Taufe Jesu darstellend, das von den Malern Herbert und Federlein nach einem Bild in Stift Haug zu Würzburg gemalt worden war. Seitlich und auf den Giebeln die vier Evangelisten. Im Auszug ein Bild: Enthauptung des Hl. Johannes nach einem Bild im Dom zu Würzburg. Es soll noch aus der alten Kirche stammen. Darüber das Wappen des Fürstbischofs Johann Philipp II. v. Greifenklau - Bollraths (1699 - 1719), während dessen Regierungszeit die Kirche ausgestattet und eingeweiht wurde.
Den jetzigen unteren Altaraufbau hat 1902 - 1904 der Kunstschreiner Carl Sopp aus Nordheim gefertigt. Von ihm wurden 1937 weitere Holzschnitzereien mit Vergoldungen angebracht . Seitlich vom Tabernakel sind zwei Halbreliefs, links Abraham opfert Isaak, rechts Melchisedech opfert Brot und Wein.
Die Seitenaltäre sind erst I730 errichtet. Nördlich (links) der Marienaltar. Das Altarbild stellt Mariä Himmelfahrt dar, das Gemälde im Auszug zeigt die Allerheiligste Dreifaltigkeit. Links Figur des hl. Joachim, Vaters von Maria, rechts die Hl. Anna, Mutter Mariens. Rechts ist der Vitusaltar. Das Altarbild stellt die 14 Nothelfer vor, darunter der Hl. Vitus. Im Auszug ein Gemälde des erst 1729, also ein Jahr vor der Errichtung heilig gesprochenen HI. Johannes Nepomuk. Die Statue rechts ist strittig (Teils wird Joachim, teils Josef angenommen). Links die Statue des Hl. Laurentius. Die beiden Seitenaltäre wurden 1860 vergoldet, der Marienaltar 1876 neu gefasst.
Die Kanzel aus dem Jahr 1700, ist geschmückt mit Statuen der vier Kirchenväter, Hieronymus, Ambrosius, Gregorius und Augustinus. Auf dem Schalldeckel eine schöne Figur des Hl. Michael.
Der Taufstein stammt noch aus der alten Kirche. Am Fuß die Jahreszahl 1603 und Steinmetzzeichen. Er trägt auf einem polygonalen Fuß, in dessen Feldern sich Figuren und Inschriften befinden, einen in Säulchen und Ornamentstreifen gegliederten Schalenaufbau. Bildnisse des damaligen Pfarrers Caspar Döll und des Schulmeisters Jörg Kreier und die Inschrift: „Thomas Benker“, „Clas Thomas, Gottesmeister“. Im Schrägsockel Engelsköpfchen. Sehenswerte Spätrenaissance-Arbeit.
An der nördlichen Kirchenwand sind 3 Ölgemälde, St. Kilian, Kolonat und Totnan darstellend, um 1680 von dem Niederländer Maler Oswald Onghers. (Onghers stammte aus der Schule Rubens, lebte seit 1659 in Würzburg, wo er 1706 als Hofmaler starb). Sehenswerte, gute Arbeiten.
Im Chorraum links ein Gemälde Maria vom Guten Rat, rechts der Hl. Sebastian aus der St. Sebastianskapelle. Ebenso aus der Sebastianskapelle über den Seiteneingängen: Links der Hl. Johannes Nepomuk und der Hl. Aquilin als Märtyrer. Über der rechten Türe der Hl. Gangolf als Ritter und der Pestheilige Rochus, alle 17. Jahrhundert.
Deckengemälde, Johannes predigt in der Wüste, 1923 von Böhler, Würzburg, gemalt. Früher waren an der Decke fast lebensgroße Bilder der Hl. Dreifaltigkeit, der unbefleckten Empfängnis und der Apostel, geschnitzt und gemalt von dem Nordheimer Kaspar Bardroff. Heute in den Ecken die vier Evangelisten.
Orgel: 1795 von Orgelbauer Johann Brehler aus dem Fuldischen errichtet für 570 Taler. 1813 repariert und verbessert.
Kronleuchter unter der Empore. Messingbronze mit 8 Schalen und Tulpen, aus dem 17. Jahrhundert.
Glocken: In der Glockenstube des Turmes hängen 4 Glocken die 1949 angeschafft wurden, nachdem die alten Glocken im 2. Weltkrieg an die Rüstungsindustrie abgegeben werden mussten: Johannes- (1400 kg), Mutter-Gottes- (700 kg), Josefs- (400 kg) und Sebastiansglocke (300 kg). Die Josefsglocke ist die Männerglocke. In der Gaube hängt ein kleines Glöckchen aus dem Jahr 1770, das Totenglöcklein.
Außenbereich:
Vor der Kirche eine moderne Figur des Kirchenpatrones, dargestellt mit Opferlamm.
Hinter der Kirche ein historisches Taufbecken, vermutlich aus karolingischer Zeit.