Eingestimmt wurden sie durch das heitere Orgelspiel von Organist Michael Schneider. Seit 10 Jahren spielt er die historische Orgel aus dem Jahr 1858, die aus der Orgelbauwerkstatt Schlimbach in Bad Königshofen stammt und bis heute nahezu im ursprünglichen Zustand erhalten ist.
In seiner Begrüßung brachte Kirchenpfleger Udo Molitor seine Freude zum Ausdruck, dass so viele den Weg in die St. Mauritius-Kirche gefunden haben, „zeugt es doch von einem Interesse an den einzelnen Gemeinden des Pastoralen Raumes“. Jede Kirche habe eine eigene Geschichte, jede Gemeinde eigene Traditionen, deshalb gebe es auch überall etwas Bemerkenswertes.
Arthur Türk, Mitglied der Kirchenverwaltung, blickte auf die Geschichte des Ortes Reyersbach und des Kirchenbaus. „In Reyersbach kommt man nicht einfach mal so vorbei, man muss schon hinfahren“, so Arthur Türk. Und dann falle einem sicher als erstes der markante und ungewöhnliche Kirchturm auf. Dieser wurde im Jahre 1799 aufgerichtet und habe die Form eines Ciboriums, also eines Speisekelchs. Der Innenraum der Kirche sei im Wesentlichen im Stil des Klassizismus ausgestattet, ein Baustil, der die antike griechische Architektur zum Vorbild hat. Eindrucksvoll sie dies am Hochaltar mit seiner Kreuzigungsgruppe zu sehen.
Verschiedene Ornamente und Einrichtungsgegenstände seien im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils beseitigt worden, einiges davon wurde aber in der letzten Renovierung im Jahr 1990 wieder an den ursprünglichen Platz gebracht. Die Seitenaltäre – im Stil des Barock – stammten aus der Klosterkirche Maria Bildhausen. Diese habe man im Rahmen der Säkularisation erworben und nach Reyersbach gebracht.
Eine besondere Tradition aus früheren Zeiten habe sich bis heute erhalten, nämlich die des „Spießträgers“. Arthur Türk zitierte aus der Dorfchronik: „Dieser darf die Kirche schwänzen und hat die Häuser von Raubgesindel zu schützen.“ Auch wenn dies darauf schließen ließe, dass während eines Gottesdienstes die Häuser leer sind und die Kirche voll, so gehen auch an Reyersbach die gesellschaftlichen Entwicklungen nicht vorbei. Davon sprach Kirchenpfleger Molitor in seinen Ausführungen.
Er skizzierte die Probleme und Herausforderungen der Gegenwart, mit denen man sich gerade in kleinen Gemeinden konfrontiert sehe. Eigentlich hätte die Kirche eine Renovierung nötig, vor allem wegen der eindringenden Feuchtigkeit. Allerdings könne der finanzielle Aufwand nicht gestemmt werden. Finanzielle Unterstützung aus Kirchensteuermitteln von Seiten der Diözese Würzburg seien auch nicht mehr groß zu erwarten. Auch eine neue Schiefereindeckung des Kirchturms stünde dringend an. Dass es in der Kirche „etwas kühler ist“ sei der Tatsache geschuldet, dass es seit zwei Jahren aufgrund eines großen Wasserschadens keine Heizung gebe. Man hoffe aber, dass dies der letzte Winter ohne Heizung gewesen sei.
Aufgrund des Priestermangels seien auch so manche kirchliche Traditionen verloren gegangen, wie z.B. der Flurgang an Christi Himmelfahrt. Aber nicht nur der Priestermangel zeige seine Folgen, auch der Gläubigenmangel. So habe es z.B. viele Jahre keine Ministranten mehr gegeben. Seit wenigen Jahren gebe es aber wieder einen Ministranten und seit letztem Jahr habe sich die Zahl der Ministranten sogar um 100 Prozent gesteigert – aus einem seien zwei geworden.
Trotz allem gebe es aber nach wie vor Menschen, denen die Kirche im Ort wichtig ist und am Herzen liegt. Es gebe eine aktive Kirchenverwaltung, ein gut funktionierendes Gemeindeteam und weitere Ehrenamtliche, die sich als Lektoren, Küster, beim Blumenschmuck oder bei den Seniorennachmittagen engagierten. Ein Highlight sei zweifelsohne der Chor unter der Leitung von Norbert Schlereth. Er wurde vor 30 Jahren gegründet und wird seit 2 Jahren von Sängerinnen und Sängern des Kolpingchores Bastheim unterstützt. Eine klangliche Kostprobe gab der Chor mit dem Lied „Lobt den Herrn der Welt“ nach Henry Purcell's "Trumpet voluntary".
Bemerkenswert seien auch die jährliche Markuswallfahrt nach Wechterswinkel sowie die gelobte Wallfahrt nach Braidbach. Und schließlich wies Udo Molitor noch auf die Marienkapelle auf dem Schneckenberg hin, ein idyllisches Fleckchen Erde, wo einmal im Jahr eine Maiandacht gefeiert werde. Von dort habe man einen wunderschönen Blick auf das Dorf, „schöner als man es jemals fotografieren oder malen könnte.“ Ein Grund also, um wieder einmal nach Reyersbach zu kommen.
Nach dem gemeinsamen Lied "Segne du Maria", das von der Blaskapelle begleitet wurde, schloss sich wie immer an den offiziellen Teil eine rege Begegnung im Kirchenraum an. Dazu wurden verschiedene Leckereien angeboten und vor allem der heiße Glühwein wurde gerne angenommen. Es war wieder einmal ein gelungener Abend.